+++ Eindeutiger Auftrag für den FCL-Vorstand für ein "Verschmelzungspapier" mit dem FC 1952 Taucha - 372 von 375 Anwesenden stimmten bei der MV letzten Freitag zu! +++

 

Freitag, 29.04.2005  1. FC Lokomotive Leipzig e. V. – Mitgliederversammlung im Bruno

 

Wo gibt es das schon in Fußballdeutschland, dass ein Verein seine ordentliche Mitgliederversammlung auf einer Stadiontribüne veranstaltet? Natürlich nur bei LOK!

Als der Erste Vorsitzende Steffen Kubald um 19.22 Uhr die Versammlung eröffnete, waren insgesamt 389 Personen anwesend, davon 5 Gäste und 3 Medienvertreter. Die Zahlen kamen quasi per Zuruf schnell noch von der Geschäftsstellenleiterin, eine von zwei Hauptangestellten des Vereins, deren Salär bislang von der Arbeits-Agentur getragen wurde. Heute ging es hauptsächlich um eines, die Fusion mit dem SSV Torgau 1952. Genauer angesagt von unserer Schatzmeisterin Katrin Pahlhorn: Es soll zu einer Verschmelzung von LOK mit dem FC 1952 Torgau e. V., welcher sich vor einigen Tagen aus dem SSV als eigenständige Fußballabteilung herausgelöst hatte, kommen. Dies geht nur per Verschmelzungsbeschluss, um dessen Unterzeichnung heute abgestimmt werden sollte. Die bürokratischen Hürden im Verbandsrecht sind allerdings so allgegenwärtig, dass es hier erst um ein Konzept ging, was den Mitgliedern zwei Wochen zur Einsichtnahme angeboten werden muß. Nur gut, dass wir eine kompetente Verbandsrechtlerin im Vorstand haben. Für das Bezirksklassen-Spielrecht sind natürlich finanzielle Aufwendungen nötig, die von Katrin mit 30.000 € beziffert wurden. Diese Ablösesumme geht an die Torgauer Vereine FC Hartenfels und SSV 1952 Torgau, für ihre Nachwuchs- und Vereinsarbeit. Dazu gibt es für die drei Jahre, die wir durch diesen Beitritt an Spielklassen zeitlich überspringen, monatlich nochmal 500 €. Macht zusammen also 48.000 €, die sicher irgendwo wehtun, aber wohl gerechtfertigt sind, zumal in den Fällen Hausdorfer SV und SV Tresenwald eine dortige Fusion erheblich teurer gekommen wäre (abenteuerliche Summen waren da im Umlauf, dort wollten die Chefs uns richtig abzocken). Ausschlaggebend für die schnelle Einigung war sicher aber nicht nur das Geld, sondern das von Beginn an gute Vertrauensverhältnis beider Partner, wie der Vorstand berichtete. Und Katrin ließ weiter die Zahlen sprechen („Ich bin jetzt gerade richtig in Fahrt!“): Die Jahresbilanz wurde per 31.12.2004 mit 136.088,06 € abgeschlossen, das Vereinsvermögen beträgt zurzeit rund 54.000 €. Besonders die vielen Sponsoren und der sensationelle Zuschauerzuspruch haben zu diesem Superergebnis geführt, denn immer noch schlagen monatliche Fixkosten von 25.000 € zu Buche, die sich vornehmlich aus der Stadionmiete (4300 €), Strom- (1656 €) und Wasserkosten (1663 €), die Reise- und Spielkosten für Nachwuchs- und Frauenteams und nicht zu vergessen die Pflege der 5 Groß- und 3 Kleinspielfelder (2000 €) ergeben. Also ist es weiter wichtig, neue Geldquellen zu erschließen. Und als die 375 stimmberechtigten Mitglieder gegen 21 Uhr mit Riesenmehrheit (nur zwei Gegenstimmen, eine Enthaltung) den Vorstand zum weiteren Verschmelzen per Vertragserstellung veranlasste, wurde für die letzten drei Heimspiele der „Verschmelzungs-Euro“ ins Leben gerufen. Aufgestellte Spendenbüchsen werden für das Sonderkonto Fusion zukünftig im Stadion zu finden sein.

Um alles rechtlich abzusichern, muß nun am FR, 27.5.2005 um 19 Uhr wieder auf der Tribüne im Bruno bei einer dann außerordentlichen MV die endgültige Abstimmung erfolgen. Mal sehen, wie viele der inzwischen 1141 Mitglieder des 1. FC Lok dann wieder selbst anwesend sein werden - und mit einer 2/3 oder 4/5 –Mehrheit für eine positive Entscheidung in Sachen Superaufstieg durch Verschmelzung sorgen. Für heute Abend beendete der Chef die Versammlung jedenfalls nach genau zwei Stunden um 21.22 Uhr, in völliger Dunkelheit ringsum erstrahlte die Tribüne weithin und verkündete das Signal an alle: LOK lebt weiter!

Reini

Fotos zum Ereignis

anschließend Presseschau:

 

© Leipziger Volkszeitung vom Freitag, 29. April 2005

 

Schauplatz Tribüne: Lok-Fans sagen Ja zur Fusion

Einmalig in Deutschland: eine Mitgliederversammlung auf der Tribüne. Kultklub 1. FC Lok Leipzig sorgte gestern Abend im Plache-Stadion für den passenden Rahmen zur Bilanz 2004. "Wir haben ein Plus von 55 000 Euro erwirtschaftet", verkündete Vereinschef Steffen Kubald. Diese stolze Zahl sei neben seriösem Wirtschaften vor allem der riesigen Zuschauerresonanz zu verdanken, "mit der wir nie rechnen konnten." Statt kalkulierten 300 freute sich Schatzmeisterin Katrin Pahlhorn bisher über 3757 Besucher pro Spiel - in Liga elf.

Allerdings schwimme der Verein nicht im Geld. "Deshalb bitten wir um Spenden zur Finanzierung der Fusion mit dem SSV 52 Torgau." Als die Finanzchefin den Preis für die Verschmelzung nannte, gab es ein Raunen unter den 375 stimmberechtigten Mitgliedern. Einmalig 30 000 Euro zahlen die Probstheidaer an den neu entstehenden SC Hartenfels 04 Torgau (Fusion aus SSV 52 und FC Blau-Weiß Torgau). Hinzu kommen über drei Jahre 500 Euro pro Monat. Macht insgesamt 48 000 Euro für das Überspringen von drei Spielklassen.

Nach kurzer Diskussion herrschte schnell Einigkeit. Ergebnis der Abstimmung: Ein Mitglied enthielt sich der Stimme, zwei waren dagegen, 372 dafür. Der Ruf "LOK, LOK" hallte in die Nacht. Und: "Nie mehr 11. Liga." Die Tribüne bebte. Für den 27. Mai wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, wo unter notarieller Aufsicht abgestimmt wird. Die eigentliche Verschmelzung erfolgt zum 1. Juli.

Dann kann der 1. FC Lok in der Bezirksklasse durchstarten. Allerdings nicht in Staffel 2, in der der SSV 52 Torgau derzeit kickt. "Die Einteilung erfolgt nach territorialen und logistischen Gesichtspunkten", weiß Lutz Mende, Vorsitzender des Spielausschusses im Bezirksverband Leipzig. "Da die Probstheidaer im Süden der Stadt angesiedelt sind, wäre ihre Eingliederung in die Staffel 1 vorstellbar."

Angesichts dessen wird es lange Gesichter geben in Torgau, Bad Düben oder andernorts. Denn dort wurde angesichts des zu erwartenden Lok-Gastspiels schon auf Rekord-Einnahmen spekuliert.

Norbert Töpfer